Agenten im Pixeluniversum: Was Pokémon über die Zukunft von KI verrät

Agenten im Pixeluniversum: Was Pokémon über die Zukunft von KI verrät
Photo by Thimo Pedersen / Unsplash

Zwei der derzeit führenden KI-Modelle spielen live auf Twitch gegen alte Game-Boy-Spiele – und gegeneinander: Googles Gemini 2.5 Pro versucht, Pokémon Blau zu beenden, während Anthropics Claude 3.7 Sonnet sich an Pokémon Rot versucht. Was klingt wie ein Nerd-Experiment, ist in Wirklichkeit ein technischer Härtetest für multimodale Sprachmodelle.


Was bisher geschah
Gemini 2.5 Pro hat bereits alle acht Orden in Pokémon Blau errungen und befindet sich in der finalen Phase der Siegesstraße. Es operiert mit einem modularen Ansatz: Spezialisierte Gemini-Agenten sind für Aufgaben wie Navigation, Kampftaktik oder Rätsellösung zuständig. Der Hauptagent (der "Spieler") bezieht Screenshots und gibt auf dieser Basis Steuersignale wie "A", "rechts" oder "Start" an den Emulator weiter. Unterstützt wird er von mehreren Sub-Agenten, die untereinander kommunizieren, z. B. ein "Boulder Puzzle Strategist" oder ein "Path Planner".

Claude 3.7 Sonnet von Anthropic, das ebenfalls live auf Twitch streamt, befindet sich derzeit in Pokémon Rot im Mondberg. Laut TechRadar schaffte Claude es bislang, drei Orden zu erringen, scheiterte aber zwischenzeitlich an simplen Spielmechaniken wie der Bewegung im Pokémon Center oder der Navigation in engen Passagen. Dennoch zeigen die Streams, dass Claude Lernfortschritte macht und Probleme zunehmend souverän löst.


Was das bedeutet
Die Spiele sind komplexe Testumgebungen: Sie kombinieren freie Erkundung, zufällige Events, Menü-Steuerung, persistente Weltzustände und langfristige Zielverfolgung. Das macht sie zu idealen Benchmarks für multimodale Systeme, die Text, Bild und Logik gleichzeitig verarbeiten müssen.

Geminis Ansatz ist dabei besonders spannend: Statt ein Modell alles erledigen zu lassen, wird die Komplexität auf spezialisierte Agenten verteilt. Laut The Decoder arbeiten diese eng verzahnt und zeigen kooperatives Verhalten, das für viele reale Anwendungen (z. B. in Softwareentwicklung oder Prozessmanagement) von Bedeutung ist.


Warum diese Tests relevant sind
Diese KI-Experimente sind mehr als Showcases. Sie geben Aufschluss darüber, wie moderne Modelle mit realweltähnlichen Herausforderungen umgehen – etwa mit Unsicherheit, strategischer Planung und visueller Interpretation.

Spiele wie Pokémon sind ein ideales Trainingsfeld, weil sie:

  • klare Ziele, aber unvorhersehbare Wege haben,
  • kontinuierliches Lernen und Fehlerkorrektur erfordern,
  • strategische Entscheidungen unter Ressourcenmangel verlangen,
  • Menü-, Text- und Umgebungsinteraktion vereinen.

Wenn Gemini z. B. eigenständig einen verwinkelten Dungeon durchquert oder Claude aus seinen Fehlern lernt, zeigt das: KI-Modelle könnten auch reale Szenarien meistern, bei denen Regeln existieren, aber der Weg zum Ziel improvisiert werden muss. Etwa in der Produktion, im Kundenservice oder bei der Navigation durch komplexe Informationslandschaften.



Fazit: Kompetenz, nicht Unterhaltung
Was als Livestream unterhält, ist in Wirklichkeit ein Testfeld für die nächste Stufe KI-gestützter Systeme. Gemini zeigt mit seinem agentenbasierten Setup eine strategische Tiefe, die auf echte Anwendungsfelder hinweist. Claude holt auf, aber steht noch am Anfang. Wer am Ende das Spiel zuerst beendet, ist letztlich zweitrangig – entscheidend ist, wie dabei gelernt und kooperiert wird.


Was du mitnehmen kannst:

  • Spiele wie Pokémon eignen sich als anspruchsvolle Simulationsumgebungen für KI.
  • Gemini nutzt Multi-Agenten-Koordination, Claude agiert monolithischer.
  • Der Fortschritt solcher Modelle hat direkte Relevanz für Produktivitätssysteme, Prozessautomatisierung und strategische Entscheidungsfindung.

Was denkst du? Können solche spielerischen Tests helfen, KI besser zu verstehen und auf reale Szenarien zu übertragen?


Quellen: